Historisches 2

Wie sein Vater Xie Tzu Xiang benutzte er mehrere Namen, er nannte sich u.a. auch Tatsuya Shimoda. Sein Großvater war Xie Zhong Xiang, besser bekannt als Ryu Ryuko. Dieser gehört zur Ahnenlinie der 36 Familien, die seinerzeit nach Okinawa gingen. Vieles über die Familie Xiang liegt im Dunkeln. Ebenso verließ Xie Shou Xiang vor Eintritt Japans in den 2. Weltkrieg Okinawa und tauchte in China unter. Nach Rückkehr aus China nahm er dann, um Repressalien zu vermeiden den Namen Tatsuya Shimoda an. Außer dem Training bei seinem Vater und Großvater wurde er auch u.a. von Chou Tsu-Ho, jap. Shujiwa unterrichtet. Er trainierte mit vielen berühmten Karateexperten Okinawas zu dieser Zeit. Er war ein Experte des Gotenpo, bzw. des Goshinryu Kempo und sowohl in Waffen, wie auch in den waffenlosen Systemen ein hochrangiger Experte. Da es sehr widersprüchliche Aussagen zum Goten-Po gibt, schließlich bezeichnete man damit auch ein System, das früher nur an die Erstgeborenen der Fürstenhäuser Okinawas und dann später auch engsten Vertrauten und deren Familien vermittelt wurde, lässt sich nicht genau festlegen, ob nun auch das System der Familie Motobu identisch ist mit dem Goten-Po, welches von Xie Shou Xiang unterrichtet wurde. Er unterrichtete das Goshinryu Kempo so, wie er es von seinem Vater und einigen anderen Kampfkunst-Experten sowohl okinawanischer, wie auch chinesischer Stile erlernt hatte. Einige Kata im Goshinryu-Kempo haben beispielsweise die gleichen Namen wie andere bekannte Kata, sind jedoch sehr unterschiedlich, da hier oft die Einflüsse aus anderen Systemen eingebaut wurden.

Durch den Austausch der Kenntnisse der Schüler und Meister untereinander lernte man die Kata der anderen Systeme und konnte diese dann analysieren. Dadurch entstanden, auch durch die jeweilige Interpretation der Ausführenden dieser Kata ähnliche Formen, die im Aussehen vielleicht anders waren, jedoch an Inhalt nicht verloren. Im Gegenteil, meist wurden diese Kata inhaltlich durch die Prinzipien und Sichtweisen der Goshinryu-Kempo Meister die eigentliche Bedeutung zugeteilt.

In der Gendai-Zeit, in der die eigentlichen Aspekte und Bedeutung der Kampfkünste in den Hintergrund gerieten und „Karate“ zu Sport bzw. einer Methode, die an Grundschulen und Universitäten als „Schulsport“ unterrichtet wurden, mussten sich die Systeme auf Druck des Erziehungsministeriums registrieren lassen und eine einheitliche Regelung in Bezug auf Prüfung, Graduierung usw. vorweisen. Anders als bei vielen anderen Karatesystemen Okinawas legte man keinen Wert auf eine Registrierung durch das Butotukai und schloss sich auch keiner anderen Organisation an. Dadurch blieb das System im Dunkeln.

Da dieses System schwierig zu erlernen war gab es zwar nach dem 2. Weltkrieg zahlreiche Schüler die sich hier versuchten, doch nur wenige haben das System wirklich erlernt. Daraus resultiert auch, dass es zwar weltweit Organisationen und Dojo mit gleichem Namen gibt, doch diese Systeme untereinander stark voneinander abweichen. Bezeichnend ist auch, dass es gerade in vielen Selbstverteidigungssystemen Parallelen gibt, in den heute bekannten Karatesystemen jedoch weniger. Dies mag daran liegen, dass das Karate zu einem reinen Freizeit- und Wettkampfsport avanciert ist und jegliche Aspekte der Wirksamkeit der Techniken und damit verbundenen anatomischen , medizinischen und philosophischen Aspekte in den Hintergrund geraten sind.